Interim Manager | Wie sinnvoll ist ihr Einsatz?
Zur besseren Lesbarkeit wird u. a. beim Interim Manager in diesem Blogartikel das generische Maskulinum verwendet. Die in dieser Arbeit verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.
Wenn ein Geschäftsführer oder eine Führungskraft im Bereich Marketing und/oder Vertrieb Ihr Unternehmen verlässt, steht ein längerer Prozess bevor, einen adäquaten Ersatz zu finden. Da der Nachfolger erst nach Vertragsabschluss kündigt, ziehen meistens weitere 3-9 Monate ins Land, bevor er die neue Aufgabe in Ihrem Unternehmen beginnen kann. Wenn Ihre Führungskraft nur temporär ausfällt, wegen bspw. Sabbatical, Krankheit oder Elternzeit, dauert es nicht so lange.
In beiden Fällen sind möglicherweise wichtige Projekte angestoßen, die nicht warten können und weiter mit Vollgas vorangetrieben werden müssen. Es kann auch sein, dass Ihr Unternehmen einen Strategiewechsel braucht und Gegenmaßnahmen, wenn überhaupt, nur als Idee existieren und konzeptionell noch nicht entwickelt sind.
Welche Interim Manager sind dann gefragt?
Diese Herausforderungen können dann hervorragend vom Interim Manager gemeistert werden. Jedoch nicht von irgendwelchen, sondern jenen, die als Führungskraft viele Jahre FMCG-Erfahrung im Marketing und/oder Vertrieb sammeln und in ihren Bereichen relevante Erfolge erzielen konnten. Darüber hinaus müssen sie eine gute Auffassungsgabe und Flexibilität besitzen, um schnellstmöglich ein Verständnis für die Unternehmenskultur und Aufgabenstellung aufzubauen. Denn eine Einarbeitungszeit und 100 Tage Schonzeit gibt es als Manager auf Zeit nicht.
Je nach Vakanz stehen Interim Geschäftsführer und Interim Manager Vertrieb zur Verfügung. Eine Vertriebsoptimierung ist oft Teil ihrer Aufgabe. Auch im Interim Management Marketing gibt es eine Bandbreite von Funktionen je nach Unternehmensgröße. Vom klassischen Marketingleiter über den strategischen Marketingleiter oder Trade Marketingleiter bis zu Marketing-Direktoren sind viele Positionen möglich.
Wie läuft die Anbahnung ab?
Die Vertragsanbahnung kann direkt geschehen über den freien Markt oder indirekt über sog. provider, die den Vorteil bieten, über ihre gut gefüllte Datenbank an Interim Managern passgenaue Vorschläge unterbreiten zu können, allerdings mit einem unterschiedlich hohen Aufschlag auf den Tagessatz des Interim Managers. Der provider geht mit Ihnen und dem Interim Manager ein separates Vertragsverhältnis ein und stellt Ihnen die Rechnung über den Einsatz des Interim Managers aus, der mit dem provider abrechnet. Das Vertragsverhältnis kann auch klassisch aussehen, von Unternehmen zu Unternehmen, und wird üblicherweise über Tagessätze honoriert, die je nach Verantwortung und Kompetenz variieren. Es kann aber auch ein befristetes Beschäftigungsverhältnis sein. Erfolgt die Vermittlung hier über einen provider, spricht man von Arbeitnehmerüberlassung. Da der Blog keine Rechtsberatung gibt, sollten Sie Ihren Einzelfall arbeitsrechtlich klären, was die beste Variante für Sie ist.
Was macht ein Interim Manager?
Klare Zielsetzung definieren
Schon vor dem Vertragsabschluss oder spätestens am ersten Arbeitstag steht die genaue Erwartungsanalyse des Interim Managers an. Was soll konkret erreicht werden? Diese Analyse ist entscheidend für den Erfolg Ihres Vorhabens. Nur jetzt und selten danach hat Ihr Interim Manager die Gelegenheit, Ihre Erwartungen genau zu verstehen. Nur dadurch kann er danach im gewünschten Rahmen selbständig arbeiten und ohne große Einarbeitung loslegen.
Fragebögen/Checklisten und Beschreibung des Zielbilds
Professionelle Interim Manager geben dieser Analyse eine ausführliche Priorität und setzen Fragebögen/Checklisten ein, die danach von Ihnen unterschrieben werden sollten. Ein weiterer Tipp ist, mit dem Interim Manager zusammen das Zielbild genau zu beschreiben, was am Ende des Mandats erreicht werden soll. Und echte Klarheit bringt, wenn Sie diesem Zielbild eine mittlere Schulnote geben, z. B. eine 3 wie befriedigend, und dann ergänzen, was zusätzlich erreicht werden muss, um eine 2 oder 1 zu vergeben. Hier gehört auch dazu, ganz nüchtern aufzuzeigen, was Sie enttäuschen würde und wo Sie eine 4 oder 5 vergeben würden. Das hilft dem Interim Manager für seine Priorisierung, denn in der Anfangszeit seiner Tätigkeit werden ihm erfahrungsgemäß ganz viele Wünsche angetragen, die er richtig gewichten muss.
Beiträge für Marktanteilsausbau
Zu den Erwartungen gehört auch, festzulegen, ob er neben der Steuerung und Führung einer Organisation auch Beiträge für den Marktanteilsausbau konzipieren und/oder umsetzen soll, wie z. B. für Effizienzsteigerungen bei den Vermarktungskosten, wirkungsstärkere Markenaktivitäten und/oder leistungsfähigere Vermarktungsmannschaften. Oder soll er bestimmte Projekte leiten, für die er ggf. bestimmte Fähigkeiten und Erfahrungen einbringt und wofür Sie ihn beauftragt haben? Wie diese Beiträge im Einzelnen aussehen können, lesen Sie in meinen Blogs.
Entscheidungsfindung
Bevor es nun endlich losgehen kann, ist es auch wichtig, zu vereinbaren, vor welchen Entscheidungen Sie ins Boot geholt werden möchten und was er allein entscheiden kann. Möchten Sie im Tagesgeschäft ad hoc kontaktiert werden oder in regelmäßigen Jour fixe Terminen gebündelt durch die Themen gehen? Bei letzterem vereinbaren Sie am besten gleich die Termine und legen die Gesprächsdauer fest.
Reporting
Die Termine werden von Ihrem Interim Manager vorbereitet und moderiert und sollten so ablaufen, dass Ihnen pro Thema die Situation oder Herausforderung aufgezeigt wird sowie die Handlungsempfehlung, die von Ihnen bestätigt oder diskutiert wird und schließlich in eine Entscheidung münden sollte, die dann vom Interim Manager umgesetzt wird. Während dieser Termine gewinnen Sie auch einen Eindruck, wie er vorankommt. Auch Sie sollten dann in Ihrem Part Ihre gesammelten Punkte besprechen.
Teamvorstellung am ersten Tag
Am ersten Tag sollte das beteiligte Team zusammenkommen für die Begrüßung und Vorstellung des neuen Interim Managers, der die Gelegenheit wahrnehmen sollte, sich kurz persönlich vorzustellen und grob die Aufgaben erläutern sollte, die in den nächsten Monaten anstehen, bevor er sie in Einzelgesprächen oder kleineren Gruppen mit seinen direct reports vertieft.
Auf was sollte bei der Zusammenarbeit mit dem Interim Manager geachtet werden?
Während des Interim-Managements machen Sie sich ruhig einen Eindruck, wie Ihre Organisation die neue Person und Führung annimmt und teilen Sie es offen mit Ihrem Interim Manager.
Ganz wichtig ist es, die Kommunikationslinien einzuhalten. Wenn Sie mit seinem Team sprechen und direkte Anweisungen geben wollen, stimmen Sie sich am besten vorher mit dem Interim Manager ab oder halten ihn über cc zumindest informiert. Wenn Sie das nicht tun, entlassen Sie ihn aus seiner Führungsverantwortung, stellen ihn vor dem Team bloß und erwecken den Eindruck, dass Sie ihm nicht genug vertrauen. Außerdem lädt es das Team ungewollt ein, Sie und Ihren Interim Manager gegeneinander auszuspielen, was die Rolle des Interim Managers schwächt, den Sie aber doch für die Lösung Ihres Problems extra engagiert haben und dafür entlohnen.
Die beste Vorgehensweise ist die saubere kommunikative Abstimmung zwischen dem Interim Manager und Ihnen sowie zwischen dem Interim Manager und dem Team. Vermeiden Sie also möglichst direkte Kommunikation mit dem Team, wenn es ums Business geht. Sie helfen dem Interim Manager damit enorm. Das heißt nicht, vor dem Team zu flüchten. Wenn Sie direkt vom Team angesprochen werden, sagen Sie ruhig und gelassen, dass es aus effizienten Gründen besser sei, sich direkt an den Interim Manager zu wenden, der dann entscheidet, ob er Sie ggf. hinzuzieht oder auch nicht.
Interim Manager | Erfolgreiche Zusammenarbeit auf allen Ebenen
Insgesamt können Interim Manager eine wichtige Rolle bei der Bewältigung von Übergangsphasen und Herausforderungen im Management spielen. Mit ihrer Erfahrung und Flexibilität können sie schnell Ergebnisse erzielen und wichtige Projekte vorantreiben. Die klare Kommunikation und Abstimmung zwischen dem Unternehmen, dem Interim Manager und dem Team ist dabei jedoch entscheidend für den Erfolg der Zusammenarbeit.